Agiles Projektmanagement –
Eine Zwischenbilanz anhand des 5-Phasenmodell von Tuckman
In unserem Beitrag Agiles Projektmanagement – Ein Erfahrungsbericht haben wir Anfang Dezember einen Einblick gegeben, warum wir uns für das agile Rahmenwerk Scrum entschieden haben, wie die konkrete Umsetzung im DUA-Projekt aussieht und welche Vorteile agiles Arbeiten für uns und das Projekt hat.
Nun nehmen wir uns die Zeit eine erste Zwischenbilanz zu ziehen. Unser Anliegen ist es neben thematischen Beiträgen rund um die Themen Digitalität und Ambidextrie auch regelmäßig über unsere Erfahrungen mit agilen Projekt- und Arbeitsprozessen zu informieren. Gerade im wissenschaftlichen Kontext ist agiles Projektmanagement immer noch eher die Ausnahme, wenn es auch zunehmend an Bedeutung gewinnt. Für uns ist daher vieles neu und wir sind mit ganz unterschiedlichen Vorerfahrungen und unterschiedlichem Kenntnisstand in das agile Arbeiten gestartet. Hierbei ist ein zentraler Punkt für uns immer wieder aufs Neue ein gemeinsames Verständnis von Agilität und agilem Arbeiten auszuhandeln und zu diskutieren.
Im agilen Arbeiten finden auf Produktebene regelmäßige Reviews statt, damit das entstehende Produkt immer den größtmöglichen Nutzen für die Kundinnen und Kunden bietet. Ebenso wichtig ist aber die Teamebene. In den Retrospektiven nimmt sich das Team die Zeit, methodisch geleitet über die Zusammenarbeit zu reflektieren und sich auf konkrete Punkte zu einigen, deren Umsetzung zu einer veränderten und bestenfalls verbesserten Arbeitsweise beitragen kann. Genau wie das finale Produkt passt sich auch das Team an, allerdings nicht an das Produkt, sondern an die für das individuelle Team bestmögliche Art der Zusammenarbeit und auch diese ist fluid und kann sich daher mit jeder Retrospektive verändern. Wichtig dabei ist, dass das Team diese Veränderungen wünscht und umsetzen möchte.
Mit Beginn des DUA-Projektes haben wir uns als Team neu zusammengefunden. Wir sind mit ganz unterschiedlichen Vorerfahrungen und unterschiedlichem Kenntnisstand in das agile Arbeiten gestartet. Nach einem Modell von Bruce Tuckman durchläuft jedes neue Team mindestens vier dieser fünf Stufen:
1. Forming
2. Storming
3. Norming
4. Performing
5. Adjourning
Als neues Team, welches im DUA-Projekt gemeinsam entlang des agilen Frameworks Scrum arbeiten wollte, mussten wir uns erst einmal finden und das Projektziel bzw. in diesem Falle die Vision verstehen und verinnerlichen. In dieser Phase des Formings fand auf der Arbeitsebene eine starke Orientierung an der Product Ownerin statt, die agilen Strukturen nach Scrum fanden langsam Einzug. Auch das mit Scrum untrennbar verbundene agile Mindset wurde mit der Zeit internalisiert und zeigte sich im agile doing also der praktischen Umsetzung.
Während der Phase des Stormings bemerkten wir, dass das Arbeiten nach Scrum teilweise noch Fragen aufwirft, die es zu klären galt. Wir haben hier mit Kurzinputs zum agilen Arbeiten versucht Klarheit zu schaffen und auch eine Retrospektive beschäftigte sich mit dem Thema: „Wie agil sind wir eigentlich?“. Aus den beiden Maßnahmen konnten wir für das Team Lösungsansätze herausarbeiten, die dann jeweils in dem nächsten Sprint Anwendung fanden. Um die Zusammenarbeit kontinuierlich zu verbessern, behalten wir die Kurzinputs zu einzelnen Bestandteilen des offiziellen Scrumguides bei. Die Themen hierzu finden sich meistens von selbst, wann immer wir bemerken, dass es beispielsweise bei der „Definition of Done“ Informations-, bzw. Handlungsbedarf gibt, bereitet die Scrum Maestra einen Kurzinput vor, der dann im Scrum-Team diskutiert wird. Auf diesem Wege haben wir bisher gute Lösungen für unsere Scrum-Adaption gefunden.
Hierdurch gelangten wir in die laut Tuckman dritte Phase des Normings. Es zeigte sich, dass alle ihren Platz im Team gefunden haben, zeitgleich entwickelte und offenbarte sich auch (neues) Expertinnenwissen. Die Teammitglieder übernehmen seitdem entsprechend ihrer Expertise verschiedene Aufgaben im Projekt. Durch die inhaltliche Sicherheit, die sowohl auf Projekt-, als auch auf der Verantwortungsebene deutlich sichtbar wurde, konnten Inkremente auf einem sehr hohen Qualitätsniveau erstellt werden. Sie interessieren sich dafür, wie diese Inkremente aussehen? Schauen Sie gerne hier DUA-Blog oder AEL-Webseite.
Wir sind nun innerhalb des DUA-Projekts in die Performing Phase übergegangen.Das Team hat sich emanzipiert und die Unsicherheiten, die zu Beginn da waren, sind verschwunden, wodurch Entscheidungen eigenständiger getroffen und in den Reviews vertreten werden. Dies ist außerdem im wöchentlichen Planning zu spüren, durch die gewonnene Expertise können Themen mit einer anderen Tiefe und vielfältigeren Entscheidungsmöglichkeiten diskutiert werden. Nach den Planungsmeetings schneidet das Developerinnen-Team sich die Aufgaben so zurecht, dass handhab- und umsetzbare Items daraus entstehen, welche im Sprintzyklus das Projekt-Board durchlaufen. Zum anderen sind Prozessschritte, wie die transparente Dokumentation über Arbeiten und Anleitungen selbstverständlich und gehören zum Qualitätsmanagement innerhalb des Projektes. Um das gewonnene Niveau beibehalten und noch zu verbessern nutzen wir weiterhin die Scrum Events und Artefakte.
Die fünfte Phase des Adjourning betrifft nur Teams, die sich zeitlich begrenzt für ein Projekt zusammenfinden. Dies ist für das DUA-Projekt der Fall, da das Projekt voraussichtlich bzw. zumindest in der aktuellen Teamzusammensetzung im Sommer 2021 enden wird. Für den Eintritt in diese Phase ist es allerdings noch zu früh, da das Projekt aktuell auf Hochtouren läuft. In dieser Phase sind die Mitarbeitenden traurig darüber, dass das Projekt, bzw. Die damit verbundene Zusammenarbeit enden wird.
Durch Veränderungen im Team kann dieser fünfstufige Teamfindungsprozess immer wieder neu durchlaufen werden. Jede Phase stellt wieder neue Herausforderungen an das Team, die es zu bewältigen gilt. Grundsätzlich und agil gedacht, werden aus diesen Herausforderungen immer wieder gute Lösungen hervorgebracht, die am Ende der Projektvision und der Zusammenarbeit im Team kontinuierlich Aufschwung geben.
Stimmen aus dem Developerinnen-Team:
Als Developerin und Scrum-Newcomerin bedeutet „agil“ für mich, eine gewisse Unsicherheit und Ungewissheit, z.B. in der Definition eines Endziels, oder einer festen Vorausplanung, nicht nur zu akzeptieren, sondern auch wertzuschätzen. Daran muss ich mich immer wieder erinnern. Agiles Arbeiten heißt für mich aber vor allen Dingen auch großes Vertrauen in meine Projektkolleginnen und der große Stellenwert von teamorientiertem Arbeiten.
Mit Scrum und Kanban sowie agilem Projektmanagement habe ich bereits 2016 Erfahrungen sammeln können. Mein Einstieg in das Thema agiles Projektmanagement begann mit einem Kanban-Workshop. In verschiedenen Projekten konnte ich dann in unterschiedlichen Rollen agiles Projektmanagement erleben. Es ist immer wieder spannend zu beobachten, wie sich Agilität in einem Team entwickelt. Trotz Erfahrung gibt es immer neue Denkanstöße, agiles Arbeiten im Team zu adaptieren. Frameworks können helfen, wichtig ist aber, dass Agil der richtige Projektansatz für das gewählte Ziel ist und vor allem, dass die Personen es mit leben.
„Vertraue auf`s Team!“ Eine von vielen, wichtigen wie bereichernden (Heraus-)Forderungen im Kontext von Agilität und „being agile“ wie „doing agile“.
Haben Sie auch bereits Erfahrungen in der agilen Zusammenarbeit und Teamfindung gemacht? Schreiben Sie uns, wir freuen uns über den Austausch mit Ihnen.
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